15.12.2008
TV-Arztserien machen unzufrieden
Wer regelmäßig Arztserien schaut, ist oft unzufriedener mit der Realität in den Kliniken...
Selbstlose und über-engagierte Ärzte aus Fernsehserien können nach einer kleinen Studie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Erwartungen wecken, die in der Realität meist nicht erfüllt werden. Die Untersuchung mit 162 Patienten zeigt, dass die fiktive Welt der Arztserien die Erwartungshaltung von Kranken an den Klinikbetrieb stark beeinflusst. Je häufiger Patienten seichte Serien im Fernsehen sahen, desto eher gingen sie davon aus, dass der Arzt bei der Visite Händchen hält und Krankenschwestern dazu noch Kaffee servieren.
„Die heile Bilderwelt aus dem Fernsehen führt bei nicht wenigen Patienten zu einer Enttäuschung über den wirklichen Krankenhausbetrieb", sagte der Mediziner Kai Witzel, der die Fragebogen-Studie organisierte und ausgewertete. Patienten, die mehr als 30 Stunden pro Woche fernsehen und Krankenhausserien lieben, gaben nach der Untersuchung einem echten Klinikarzt auf einer Zufriedenheitsskala von 2 bis 3,2 nur die Note 3. Wer weniger als 5 Stunden pro Woche vor dem Fernseher saß, beurteilte den Mediziner mit dem besten Wert 2,5. Patienten, die Arztserien darüber hinaus für realistisch hielten, waren mit der Behandlung besonders unzufrieden.
Befragt wurden nur Patienten, die für eine unkomplizierte Leistenbruch- oder Gallenblasenoperation stationär in eine Klinik aufgenommen wurden. Sie hatten vorher noch nie im Krankenhaus gelegen - oder aber ihre Behandlung lag mehr als 10 Jahre zurück. Notfälle waren von der Studie ausgeschlossen. Einige Tage vor ihrer OP beantworteten die Patienten in Ruhe unter anderem Fragen zu ihren Fernsehgewohnheiten. Nach dem Eingriff wurden sie zur Zufriedenheit mit der Klinik befragt.