02.03.2014

Rheuma-Patienten in Deutschland unterversorgt

In Deutschland kommt auf hunderttausend Einwohner nur ein Rheumatologe. Doppelt so viele wären notwendig! Rheumatologen fordern daher mehr Lehrstühle für Rheumatologie an den Universitäten.

In der Regel müssen Patienten, die unter Rheuma leiden, mindestens drei Monate auf einen Termin beim Facharzt (Rheumatologen) warten. Dabei ist gerade bei der rheumatoiden Arthritis (RA) eine möglichst rasche Behandlung wichtig. Je früher die Therapie beginnt, umso größer die Chance, dass die Entzündung keine dauerhaften Gelenkschäden verursacht. Um die Versorgung und rechtzeitige Behandlung von Rheuma-Patienten in Deutschland zu sichern, fordert die Deutsche Gesellschaft
für Rheumatologie (DGRh), den Mangel an Spezialisten zu beheben. Dazu gehöre unter anderem, an jeder medizinischen Fakultät einen Lehrstuhl für Rheumatologie einzuführen, so die Experten der Fachgesellschaft.

Jeder vierte Mensch in Deutschland lebt mit der Volkskrankheit Rheuma. Die Betroffenen leiden an rheumatischen Gelenk-, Stoffwechsel- und Schmerzerkrankungen wie RA, Arthrose, Osteoporose
oder Gicht. 60 Prozent der Betroffenen werden vorzeitig berentet. „Und das, obwohl dank neuester Therapien heute viele Rheuma-Patienten, die rechtzeitig behandelt werden, ein ganz normales Leben ohne Einschränkungen führen könnten", erklärt Prof. Dr. med. Matthias Schneider, Präsident der DGRh und Direktor der Poliklinik für Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf. Der optimale
Zeitraum für den Beginn der Therapie liegt bei höchstens sechs Monaten nach Krankheitsausbruch. Eine frühzeitige Therapie verhindere nicht nur Leid, sondern reduziere auch Kosten, betont Schneider. Auf 240 Milliarden Euro jährlich werden in Europa die durch Rheuma verursachten Gesamtkosten geschätzt.

„Trotzdem gibt es in Deutschland nur einen Rheumatologen für 100.000 Einwohner", kritisiert Schneider. Doppelt so viele wären nach Berechnungen der DGRh nötig. „Im Vergleich zu vielen unserer Nachbarländer sind Rheuma-Patienten in Deutschland unterversorgt." Die Gründe dafür sind nach Angaben des DGRh-Vorsitzenden vielfältig. Er hebt jedoch die niedrige Zahl von Professuren für Rheumatologie an den Universitäten hervor: Nur jede sechste medizinische Fakultät hat einen solchen Lehrstuhl; die Hälfte der Hochschulen bildet sogar ohne jegliche rheumatologische Kompetenz aus.

In der Verantwortung, dieses Problem zu lösen, sieht Schneider aber nicht die medizinischen Fakultäten und Universitäten. „Wir wollen die Rheumatologie nicht auf Kosten anderer Fachdisziplinen stärken", betont auch Prof. Dr. Hanns-Martin Lorenz, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der
Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg sowie Medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des ACURA-Rheumazentrums Baden-Baden. Die schlechte und unzureichende Versorgung sei ein politisches Thema. Die DGRh fordere einen rheumatologischen Lehrstuhl für jede medizinische Fakultät. Nur so sei die Versorgung der 20 Millionen Menschen mit Rheuma gesichert.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.



 



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