19.05.2014
Impfempfehlungen für WM-Reisende nach Brasilien
Über Gesundheitsrisiken für WM-Reisende nach Brasilien und deren Prophylaxe informieren Experten des BDI und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG).
Eine Gelbfieberimpfung ist keine grundsätzliche Voraussetzung für die Einreise nach Brasilien. Darauf weisen die Internisten vom Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) WM-Reisende nach Brasilien hin. „Bis auf die Küstengebiete jedoch ist Brasilien Gelbfieberendemiegebiet. Vier der zwölf Austragungsorte liegen in diesem Gebiet (Brasilia, Cuiabá, Manaus und Belo Horizonte), weshalb für Reisen in diese Region eine Gelbfieberimpfung empfohlen wird", betont Prof. Dr. Gerd-Dieter Burchard, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DGT). Allerdings wird keines der Vorrundenspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft in einer dieser vier Spielstätten ausgetragen. In der Endrunde jedoch könnten Spiele der deutschen Mannschaft im Gelbfieberendemiegebiet stattfinden: im Viertelfinale (Brasilia), im Halbfinale (Belo Horizonte) oder im kleinen Finale um Platz 3 (Brasilia). Der Gelbfieber-Impfstoff ist laut Hersteller wieder verfügbar, der teils noch nachhängende Auslieferungsstau dürfte rechtzeitig abgebaut sein.
Neben fälligen Auffrischimpfungen gegen Wundstarrkrampf (Tetanus), Diphtherie und Keuchhusten sollte allen Reisenden eine Hepatitis A-Impfung empfohlen werden. Auch eine Hepatitis B-Impfung erscheint sinnvoll. Obwohl Brasilien als Masern-frei gilt, sollte bei allen nach 1970 geborenen Reisenden gemäß Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) auf zwei dokumentierte Masernimpfungen geachtet werden, um das Risiko einer Einschleppung des Masernvirus und eine Ausbreitung vor Ort zu verhindern. Insbesondere jungen Menschen im Alter unter 25 Jahren und Patienten mit Immundefekten oder chronischer Niereninsuffizienz sind bei engem Kontakt zur Bevölkerung auch die Impfungen gegen Meningokokken (einschließlich des Schutzes gegen Meningokokken B) anzuraten.
Unter bestimmten Umständen sollten weitere Impfungen erwogen werden: Bei längeren Aufenthalten, niedrigem Reisestandard oder bei Besuch entlegener Regionen sollte die Indikation für eine Impfung gegen Tollwut und Typhus geprüft werden. Da die WM während der brasilianischen Wintermonate stattfindet und sich gegenwärtig die für die Süd- und Nordhalbkugel empfohlene Stammzusammensetzung des saisonalen Grippeimpfstoffes nicht unterscheidet, sollte bei Risikopatienten (Personen ab 60 Jahre und Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens) eine saisonale Grippeimpfung durchgeführt werden.
Auch wenn die Malaria (überwiegend Malaria tertiana) im Amazonasbecken sowie in Mato Grosso vorkommt, ist das Infektionsrisiko für Malaria insbesondere in städtischen Gebieten in dieser Region (WM-Stadien in Cuiabá und Manaus) als relativ gering einzustufen, so dass in erster Linie ein konsequenter Schutz vor den überwiegend nachtaktiven Überträgermücken empfehlenswert ist. Bei Auftreten von Fieber nach Aufenthalten in diesen Gebieten ist in den folgenden Wochen bis Monaten unverzüglich vor Ort bzw. nach Rückkehr in Deutschland ein Arzt aufzusuchen und differentialdiagnostisch auch eine Malaria auszuschließen. Falls neben dem Besuch von WM-Spielen auch Reisen in abgelegene Gebiete der Malariaregionen geplant sind, sollte ein geeignetes Malariamedikament (z.B. Atovaquon/Proguanil oder Artemether/Lumefantrin) als Notfallpräparat zur selbstständigen Behandlungseinleitung bei Verdacht auf Malaria und nicht innerhalb 24 Stunden erreichbarer medizinischer Hilfe mitgenommen werden. Die deutsche Mannschaft spielt nicht im Malariaendemiegebiet.
Im ganzen Land, auch in den Küstenstädten, kommt das Denguefieber vor. Vorbeugen kann man einer Infektion nur durch einen konsequenten Schutz vor den überwiegend tagaktiven Überträgermücken.
Neben dem Schutz vor sexuell-übertragbaren Erkrankungen sollte schließlich zudem auf weitere, nicht-infektiöse Risiken geachtet werden: Verkehrsunfälle, Klimafaktoren wie Dehydrierung oder Sonnenbrand beim Stadionbesuch, Kriminalität oder Drogen-/Alkoholkonsum. Weitere Informationen sind auch über das Auswärtige Amt erhältlich (http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/BrasilienSicherheit.html).
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DGT)
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