18.01.2012

Eine Depression gefährdet auch das Herz

Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt sind Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen, Diabetes Typ 2 - aber auch Depressivität.

Depressive Stimmung und Hoffnungslosigkeit erhöhen das Risiko für die koronare Herzkrankheit (KHK) und verschlimmern ihren Verlauf. Große Studien zeigen, dass allein die Depression das Risiko für einen Herzinfarkt um 64 Prozent erhöht. Depressivität gehört damit zu den fünf wichtigsten Einflussfaktoren für eine KHK. Das liegt zum daran, dass die Betroffenen oft einen ungesunden Lebensstil haben. Forscher haben jetzt aber auch schädigende immunologische Reaktionen und eine erhöhte Gerinnungsneigung bei Depressiven gemessen (siehe

Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2011, Band 54/1, Seite 59-65). „Depressivität ist für die Entstehung einer Herzerkrankung ebenso bedeutsam wie es die Risikofaktoren Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Diabetes Typ 2 sind", betont Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig Psychokardiologe am Institut für Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum München, und Experte der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). So habe sich bei 45- bis 70-jährigen Männern die Depressivität in Bezug auf die Gesamtsterblichkeit als ein ähnlich hoher Risikofaktor wie Bluthochdruck erwiesen. Depressivität könne sich in Zusammenhang mit anderen Faktoren verstärkt negativ auf die Gesundheit auswirken: „Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 zeigen ohne Depressivität kein nennenswert erhöhtes Risiko in der Gesamtsterblichkeit", erläutert Ladwig: „Sind sie depressiv, steigt ihr Sterberisiko um das Dreifache."

Bleibt die Frage, über welche Mechanismen die Depressivität zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. „Zwar spielt sicherlich das selbstschädigende Verhalten der Betroffenen eine Rolle. Depressive Patienten gehen nachlässiger mit dem eigenen Körper um als der Nichtdepressive", erklärt der Facharzt für Psychosomatische Medizin. Studien zufolge achten depressive Menschen weniger auf ihre Ernährung, sind körperlich weniger aktiv und greifen vergleichsweise häufig zur Zigarette.

„Darüber hinaus sind bestimmte Auswirkungen der Depressivität auf den Körper aber auch direkt messbar", so Ladwig. Untersuchungen zur Herzfrequenz zeigen, dass bei depressiven Menschen das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht geraten ist, das die lebenswichtigen Funktionen wie Atmung oder Herzschlag kontrolliert. Zudem reagiert das Gerinnungssystem empfindlicher. „Nicht zuletzt konnte gezeigt werden, dass akute oder chronische Stressreaktionen die Entzündungswerte im Blut erhöhen", berichtet der Experte für Psychokardiologie.

„Die Studienergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, die Depressivität bei Herzpatienten zu berücksichtigen", bekräftigt Ladwig. Schon mit zwei Fragen lasse sich feststellen, ob depressive Symptome vorliegen oder nicht: Haben Sie im letzten Monat oft unter Gefühlen von Niedergeschlagenheit, Depressionen oder Hoffnungslosigkeit gelitten? Haben Sie im letzten Monat oft unter geringem Interesse oder Freudlosigkeit gelitten? „Diese Zeit sollte sich jeder Arzt nehmen", betont Ladwig.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie

© Internisten-im-Netz

Impressum

Datenschutz

Bildquellen

Herausgeber

Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.