Thrombose (venöse): Was ist das?

Wenn Blutgefäße verletzt werden, droht dem Körper ein Schaden durch Blutverlust. Durch die Blutgerinnung, mit einer Vernetzung von Eiweißen aus dem Blut und Aktivierung von Blutplättchen, werden die Leckstellen abgedichtet. Bei starker Verlangsamung oder Stillstand des Blutflusses, Schäden an der Gefäßwand oder krankhafter Aktivierung der Gerinnung tritt der Gerinnungsprozess innerhalb eines Gefäßes auf. Dann entsteht ein Thrombus (Gerinnsel). Hierbei wird das betreffende Blutgefäß manchmal zum Teil, meist jedoch vollständig verstopft. Die Gefäßverstopfung mit Rückwirkung auf den Blutfluss in den nachgeschalteten Gefäßen bezeichnet man als Thrombose. Eine Thrombose tritt immer plötzlich auf, man kann sie nicht „kommen sehen“.

Eine Thrombose kann in Arterien entstehen (siehe: akuter Arterienverschluss). Weit häufiger entsteht sie jedoch in den Venen, die das verbrauchte Blut zum Herzen zurückbringen. Dabei sind vor allem die Venen der unteren Körperhälfte betroffen. Meist bilden sich die Gerinnsel in den Unterschenkelvenen, manchmal am Oberschenkel oder in den tiefen Beckenvenen. Die Thrombose kann unterschiedlich groß sein, von wenigen Zentimetern in Muskelvenen über eine Verstopfung tiefer Venen, die vom Unterschenkel über Kniekehle und Oberschenkel führen, bis hin zur unteren Hohlvene im Bauchraum, die gemeinsam mit der oberen Hohlvene zu den dicksten Venen im menschlichen Körper zählt.

Jährlich erkranken etwa 80.000 Menschen in Deutschland an einer Venenthrombose. Noch gefürchteter als die venöse Thrombose selbst ist ihre mögliche Folge: die Lungenembolie. Ganze Thromben oder Teile davon, die nicht fest mit der Gefäßwand verbunden sind, können sich nämlich lösen und werden dann mit der Blutbahn fortgeschwemmt. Dann geraten sie ins Herz und von dort in die Lunge, wo sie in den Lungenarterien entsprechender Größe stecken bleiben. Hierdurch kann das Blut nicht mehr genügend Sauerstoff aufnehmen. Noch schwerwiegender ist die Folge für das Herz, das gegen die Verstopfung anpumpen muss. Es kann zu einer plötzlichen Überlastung kommen, die zum Tod führt. Auch wenn man den akuten und plötzlichen Eintritt der Lungenembolie überlebt, drohen noch Gefahren. Die Teile der Lunge, die vom verschleppten Gerinnsel verstopft wurden, können absterben, und es kann sich dort eine schwere Lungenentzündung bilden. Man schätzt, dass pro Jahr 20.000 bis 30.000 Menschen an einer Lungenembolie sterben.- mehr als bei Verkehrsunfällen.

Strenggenommen ist auch die Gerinnselbildung in oberflächlichen Venen der Unterhaut, typischerweise Krampfadern, eine Thrombose (sog. Thrombophlebitis). Bei dieser ist die Gefahr einer Lungenembolie aber minimal, meist findet sich hingegen eine ausgeprägte Rötung mit Schmerzen, man kann die betroffene Vene gut als verhärteten Strang in der Haut tasten. In diesen Fällen spricht man von einer Venenentzündung, Phlebitis oder – bei Krampfadern – Varikophlebitis. Im Gegensatz dazu bezeichnet man den Verschluss einer tiefen Vene mit Beeinträchtigung des venösen Abflusses als Phlebothrombose. Mit Thrombose ist im Allgemeinen die gefährlichere und am häufigsten auftretende tiefe Bein- oder Beckenvenenthrombose gemeint.

Experte: Wissensch. Beratung: PD Dr. L. Caspary, Hannover & Dr. Gerhard Tepohl, München

Literatur:
• Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern Meyer, J. & Pletz, M.W. & Mayet W.-J (Hrsg.) Elsevier 11/2022 • AWMF Leitlinie: Venöse Embolie

Letzte Aktualisierung: 30.01.2023

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